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Afrika Tagebuch - Report 3

Aus dem Englischen von Marco Boltz


Liebe Freunde,

da der Bericht von Ende Oktober schon recht alt ist, werde ich einfach ein kurzes Update beif�gen bevor ich beide ver�ffentliche.

In Bezug auf meine Arbeit hat sich nicht viel ver�ndert. Ich mache immer noch die B�roarbeiten und die Fahrten. Das Verh�ltnis zu meinen Vorgesetzten hat sich entspannt, vermutlich weil ich kaum Kontakt mit den Leuten hatte, mit denen ich nicht klar komme. Ich habe mich noch besser eingelebt. Viele Dinge sind zur Routine geworden, und ich erledige sie auch ganz gut. Ich bin Konflikt und Konfrontation aus dem Wege gegangen. Ist auf die Art alles bestens?

Nicht wirklich. Ich glaube, eine gro�e Chance zu verpassen: w�hrend meines Aufenthaltes das wahre S�dafrika kennenzulernen. Was auch immer das F�r und Wider des Ubuntu sein mag - es ist ein Ort der Ausnahmen, vollkommen anders als die Townships oder die schwarze Bev�lkerung auf dem Lande. Ich denke nicht, und das habe ich auch von verschiedenen Freunden geh�rt, da� ich hier die Kultur der Schwarzen kennenlernen werden. Au�erdem gibt es im Gro�en und Ganzen aufgrund der geographischen Isolation auch nicht viel Kontakt mit der Gemeinschaft. Um ihre Kultur kennenzulernen, bin ich haupts�chlich von den Leuten abh�ngig, die hierher kommen, und obwohl ich bereits einiges von unseren Angestellten gelernt habe, wird es niemals mit der Erfahrung eines Zusammenlebens mit ihnen vergleichbar sein.

Au�erdem bin ich mit meinem B�rojob eher unzufrieden. Als ich mich begonnen hatte f�r diesen Dienst zu bewerben, hatte ich mir genau das erhofft, was ich jetzt habe: leichte Kopfarbeit in einem exotischen Land. Aber w�hrend der gesamten Vorbereitungen erkannte ich, da� ich etwas anderes brauchte. Ich nannte es „meine Suche nach Einf�hlverm�gen".

Ich hatte immer Probleme, die Schmerzen anderer nachzuempfinden. Ich blockte diese Dinge immer ab, um mich nicht damit befassen zu m�ssen. Aber ich erkenne immer mehr, da� mich diese Eigenschaft kleiner macht. Ich ben�tige Einf�hlverm�gen um menschlich und emotional zu wachsen. Ich dachte, da� mir dieser Dienst und die geplante Arbeit mit den verhaltensgest�rten Kindern bei meiner Suche helfen w�rden. Mich etwas einf�hlsamer zu machen, mir etwas mehr Gleichgewicht zu geben, wo bisher mein Intellekt sehr stark dominierte und ich mich tieferen Emotionen entzog.

(Leider errreicht man diese Eigenschaften fast immer eher unbewu�t und nicht mit dem Vorsatz, sie sich anzueignen!....Anmerkung des �bersetzers)

Wiederum hat das Ubuntu nicht das in mir ausgel�st, was ich mir erhofft hatte, �hnlich der schwarzen Kultur wie bereits oben angef�hrt. Ich arbeite nicht mit Kindern - ich arbeite nicht mit dem Herzen. Ich arbeite mit dem Kopf. Und ich werde nicht gefordert. Steuerformulare, Schecks und Budgets sind Dinge, mit denen ich ohne weiteres klarkomme, aber ich m�chte gefordert werden, vor allem emotional.

(Wenn man auf dieses Erlebnis wartet und sich an jeden Grashalm klammert, erkennt man aber auch nicht unbedingt den eigenen Wandel. Im Gegenteil, im schlimmsten Fall bildet man sich ein, da� er eingetreten ist, weil die Alternative eher abschreckend wirkt!....Anmerkung des �bersetzers)

Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, den Job zu wechseln. Ich glaube, da�, wenn ich aufgrund meines pers�nliches Konfliktes mit den Leuten hier einfach aufgegeben h�tte, es mir verwehrt geblieben w�re, zu lernen, mit Situationen wie dieser umzugehen. Aber jetzt, obwohl ich damit ganz gut zurecht komme, denke ich, ist eine Ver�nderung mehr gerechtfertigt als je zuvor. Ich bef�rchte, da� wenn ich diesen Schritt nicht gehe, meine Zeit hier unten sehr schnell vorbei sein wird, ohne gro�e Ver�nderungen in mir hinterlassen zu haben. Ich w�rde S�dafrika verlassen, ohne die Erfahrung nach der es mir verlangt. Und das kann ich nicht akzeptieren!

Wohin sollte ich also gehen? Ich wei� es noch nicht. Es gibt da ein SOS-Kinderdorf im nahegelegenen Mamelodi-Township. Es k�nnte mir, so hoffe ich, einerseits die Auseinandersetzung mit der schwarzen Kultur andererseits aber auch die emotionale Herausforderung bieten. Einige haben mich gewarnt, da� ich dort als Wei�er nicht akzeptiert werden w�rde. Andere haben mir das Gegenteil versichert. Ich neige eher dazu, letzterem Glauben zu schenken. Die Kriminalit�t ist ein weiterer Punkt, in den Townships ist sie schlimmer als anderswo. Aber unsere Angestellten erz�hlen mir, da� es �berhaupt nicht so schlimm ist. Sie leben damit und �berleben auch. Au�erdem w�rde ich weniger Geld bekommen als hier, und vielleicht habe ich auch kein Auto, das ich benutzen kann..

Das ist eine schwierige Entscheidung, die ich da f�llen mu�. Ich halte auch Ausschau nach anderen Projekten. Ein Freund von mir baut gerade ein Waisenhaus im Norden des Landes auf, und er hat mich gebeten, ihm zu helfen. Auch das w�re ein gute Erfahrung. Trotz alledem wird diese Sache nicht vor Juni 1999 stehen, was eine lange Wartezeit bedeutet. Um das Ma� noch voll zu machen, mu� ich jeden Dienststellenwechsel von meiner Zivildienstbeauftragten genehmigen lassen - und ich habe keine Garantie, da� sie dies tut. Ich werde in zwei Wochen mit ihr dar�ber sprechen.

Wie Ihr sehen k�nnt, habe ich hier mit argen Problemen zu k�mpfen. Aber das hat den Vorteil, da� unterm Strich keine Langeweile aufkommt. Ich halte Euch auf dem Laufenden!

Ich drueck Euch

Ingo